Stephanuspreis für P. Samir

Stephanus-Sonderpreis für verfolgte Christen an Jesuitenpater Samir verliehen

Veröffentlicht: 22. Juli 2018 | Autor: Felizitas Küble | 
Laudator: Archimandrit Dr. Andreas Abraham Thiermeyer

Priesterlichen und wissenschaftlichen Lebensweg gewürdigt

Die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen hat in der Residenz im bayerischenEichstätt dem ägyptischen Jesuitenpater Professor Pater Samir Khalil Samir ihren Sonderpreis fürsein Lebenswerk verliehen.  
Samir sei einer der „großen Multiplikatoren des Christlichen Ostens“, sagte Archimandrit Andreas-Abraham Thiermeyer, ehem. Gründungsrektor des Collegium Orientale und vor seinem RuhestandBeauftragter für Flüchtlingsseelsorge der Diözese Eichstätt in seiner Laudatio.
BILD: Pater S. Khalil Samir und die Stiftungsvorsitzende Michaela Koller
Er zeichne sich durch Furchtlosigkeit und Klarheit aus, vor allem wenn er eine entschlosseneStellungnahme der Imame zur Bestialität der IS-Terrororganisation fordere. Samir bezeichne eszudem als Drama, dass die Mehrheit schweige, während mutige, große islamische Denker ihreKritik vorgebracht haben.
Der Geistliche und Wissenschaftler habe so nicht nur Wesentliches zur Bündelung desDetailwissens der Fachwelt durch regelmäßige Kongresse sowie Enzyklopädien undPublikationsreihen beigetragen. „Unser Preisträger ist jemand, der nicht nur in der Wissenschaft,in elitären Zirkeln, sondern auch weltkirchlich geachtet und gehört wird“, unterstrich Thiermeyer.
Pater Samirs Botschaft an den Westen, die er in zahlreichen Medienkommentaren und Interviewsverbreitet habe, sei eindeutig:
Achtet auf die Menschenrechte, auf die Religionsfreiheit, sie ist ein unaufgebbares Grundrecht. 
Sie ist der „Lackmustest“ für alle anderen Freiheiten. Ein globaler Friede ohne Frieden zwischenden Religionen ist nicht möglich. Vergesst die Christen und ihre Verdienste im Nahen undMittleren Osten nicht. Tretet vernehmlich für sie ein.“ 
Thiermeyer zeichnete in seiner Rede den priesterlichen und wissenschaftlichen LebenswegSamirs im ständigen Wechsel zwischen Europa und Nahost nach, der von dramatischenEreignissen wie einem Bürgerkrieg und einer Feuersbrunst und glücklichen Fügungengekennzeichnet ist. 

BILD von links nach rechts: 
Archimandrit Andreas Thiermeyer,Oliver Maksan,M. Koller,PaterSamir,Stiftungsgründer Wolfgang Link.
Zu den Glücksmomenten zählten Begegnungen mit Menschen, die ihn in seinem Einsatz für dasarabisch-christliche Erbe bestärkten. Darunter war auch der frühere Jesuiten-General Pater PedroArrupe, der ihn – nach einem Gebet um die richtige Entscheidung – 1973 ermuntert habe, dieArbeit für das arabisch-christliche Erbe aufzunehmen.
Um Deutsch zu lernen, reiste Samir in den siebziger Jahren nach Regensburg und besuchte eineVeranstaltung an der dortigen Universität. Der Professor, der diese leitete, hieß Joseph Ratzinger,der spätere Papst Benedikt XVI.. „Die erste Begegnung also mit dem, der ihn dann einigeJahrzehnte später als Papst Benedikt XVI. bat, vor seinem Schülerkreis über den Islam zureferieren, und ihn 2009 zum Mitarbeiter für die Nahost-Sondersynode 2010 berief“, berichteteThiermeyer.
Den Menschen Samir Khalil Samir skizzierte die Stiftungsvorsitzende Michaela Koller (siehe Foto oben),der sich durch einen „Geist mit großer Klarheit“ auszeichne. Er sei ein Pater mit „herzlicherVerbindlichkeit“, humorvoll, offen und voll des Respekts vor seinen Gesprächspartnern. Kollerkennt Samir bereits seit 2010 durch regelmäßige Zusammenarbeit, u. a. an einem gemeinsamenBuch.
Der Vorstand der Stephanus-Stiftung habe sich dazu entschlossen, mit der Auszeichnung dasLebenswerk dieses Preisträgers zu würdigen, das im Dienste des geistigen Erbes der arabischenChristen stehe. „Pater Samir hat dabei aber nicht allein durch seine Forschung, sondern auchdurch sein Auftreten in den Medien und gegenüber Persönlichkeiten aus Politik, Kirche undGesellschaft den Weg zu einem neuen Selbstbewusstsein der Bedrängten und Verfolgtengeebnet“, unterstrich Koller.
In einem Gespräch mit dem Moderator Oliver Maksan, Chefredakteur der katholischenWochenzeitung „Die Tagespost“, rief Samir zu mehr Mut im Dialog auf. Die Unterschiede müsstenebenso wie die Gemeinsamkeiten benannt werden.  
„Die Konzepte des Christentums und des Islam sind grundsätzlich verschieden“, erklärte er. Trotzaller Gewalt solle niemals vergessen werden, auf Frieden hinzuwirken. Samir warnte zugleich vorsäkularen Konzepten in Europa, die die prägende Rolle des Christentums verleugneten.
Den feierlichen Rahmen des Festakts im barocke Spiegelsaal unterstützten Ann Kristina Pschereran der Querflöte, Christine Fath-Pscherer, Leiterin der Musikschule Eichstätt und Rudolf Pscherer,ehrenamtlicher Musikpräfekt am Bischöflichen Seminar Eichstätt, vierhändig am Klavier.

Der Preis ist nicht dotiert. Professor Samir lebt wieder in Ägypten und erhält von der Stephanus-Stiftung eine Unterstützung für Projekte vor Ort.

Pater Samir Khalil Samir: Mit nicht einmal 18 Jahren trat Samir 1955 ins Noviziat des Jesuitenordens einund wurde hauptsächlich in Frankreich, jedoch auch in den Niederlanden, ausgebildet. Im Juli 1968, nunvor 50 Jahren, empfing er die Priesterweihe im koptischen Ritus. In seiner islamwissenschaftlichenDoktorarbeit beschäftigte er sich mit Al-Ghazz?li (1058-1111), der die aristotelische Logik in dieislamische Jurisprudenz und Theologie einführte und in einer zweiten Dissertation mit dem arabischchristlichen Denker Ab? Zakariyy? Ya?y? Ibn ‘Ad? al-Takr?t? (893-974), auf den sich Averroes, gestorben1198, von Thomas von Aquin als „der Kommentator“ des Aristoteles bezeichnet, wiederum berief. An derUniversität Saint-Joseph in Beirut begründete Samir das Forschungs- und DokumentationszentrumCEDRAC zur Erforschung des christlich arabischen Literaturerbes. In Beirut unterrichte er auch Imameüber das Christentum. Im Jahr 2015 leitete er das Päpstliche Orientalische Institut (PIO) in Rom. DieWissenschaft und Öffentlichkeit verdankt Samir mehr als 60 Werke und mehr als 1.500Artikel.  


Die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen ist nach dem Diakon der christlichen Urgemeindebenannt, der als erster Märtyrer wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus gesteinigt wurde. DieStephanus-Stiftung hilft laut ihren Statuten verfolgten Christen in Not, etwa durch einen Zuschuss zumLebensunterhalt oder zu Anwaltskosten, und deckt Missachtung der Religionsfreiheit und ihreHintergründe auf. Zu den bisherigen Preisträgern zählen die syrisch-orthodoxe Ordensfrau SchwesterHatune Dogan, die auch „moderne Mutter Teresa“ genannt wird, der Patriarch von Babylon, LouisRaphael I. Sako, Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, Pfarrer Gottfried Martens, von der zurSELK (Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche) gehörenden Dreieinigkeitsgemeinde in Berlin-Steglitz und der am 7. April 2014 im syrischen Homs ermordete Jesuitenpater Frans van der Lugt. Imvorigen Jahr erhielt die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony den Preis, die in derVergangenheit prominente Fälle vor Gericht verteidigte, in denen Christen fälschlich der Blasphemieangeklagt waren.

In diesem Jahr nahm den Hauptpreis Kardinal Joseph Zen Ze-kiun , ehemals Bischof von Hongkong, inEmpfang, für seinen Mut und seine Beharrlichkeit im jahrzehntelangen Einsatz für die Freiheitsrechte inChina. Über das Ereignis wurde weltweit berichtet. Gründer der „Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen“in Frankfurt ist Wolfgang Link aus Gengenbach im Schwarzwald, Oberstudienrat im Ruhestand. DieVorstandsvorsitzende Michaela Koller ist Referentin der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt.
Stephanuspreis: Der Stephanuspreis wird seit 2006 verliehen. Mit dem Sonderpreis der Stephanus-Stiftung wurde hingegen erstmalig im Jahr 2008 eine Leistung geehrt. Damals ging der Preis an denkatholischen Prälaten Helmut Moll für seine Redaktionsarbeit am Deutschen Martyrologium des 20.Jahrhunderts.

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